Ich gönne mir gerade Heidelbeeren aus Peru. Eigentlich sollte ich ein schlechtes Gewissen haben. Heidelbeeren im November. Hundert Gramm für einen Euro. Macht mich jetzt doch stutzig, und fange an zu rechnen. Das sind 84 Cent ohne Mehrwertsteuer. Einschließlich Handelsspanne vom Supermarkt. Einschließlich lange Reise: Von der Plantage zum Hafen in Peru, von dort nach Hamburg. Dann erst mal ins Zentrallager, und erst von dort zu meinem Supermarkt.
Da liegen sie jetzt, die Heidelbeeren in Plastikbechern, für einen Euro, einschließlich der Kosten vom Supermarkt. Die muss er berücksichtigen beim Preis, sonst geht er Pleite. Und am Ende will er auch noch etwas Gewinn machen. Davon erst mal Steuern bezahlen, Gewerbesteuer, Körperschaftsteuer und so. Und bei Heidelbeeren hat er noch Glück. Noch nicht vergoren. Also keine Alkoholsteuer oder ähnliches. Heidelbeersteuer gibt es meines Wissens nicht. Noch nicht.
So sitze ich also vor meiner Schale Heidelbeeren. Da kommt mir eine Frage: Wenn alle Kosten und Steuern im Preis für meinen Becher makelloser blauer Heidelbeeren gedeckt sind, dann dürfte der Anbaubetrieb im fernen Peru dafür doch fast gar nichts mehr bekommen. Seine Mitarbeiter übrigens noch weniger als fast gar nichts.
Daran werden wohl all die Gutes-Gewissen-Siegel auch nichts ändern. Sie wissen schon, gut für unser Klima. Gut für die armen Menschen in fernen Ländern, und überhaupt. Also gut für mich, den aufgeklärten, verantwortungsbewussten Konsumenten von Heidelbeeren aus Peru. Im November. Genuss mit gutem Gewissen. Mal wieder.
Oder sollten wir uns nicht doch alle etwas an der eigenen Nase fassen? Und uns selbst weniger vorgaukeln? Was denkt Ihr dazu? Schreibt mir: